Gesundheit in der Schweiz – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Ausblick und Handlungsoptionen

Ausblick

Die Familienstruktur hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt (u.a. Verdoppelung der Einelternfamilien). Die Mehrheit der Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren wächst in einer Familie mit Migrationshintergrund auf. Diese Veränderungen bedingen, dass im Rahmen der Gesundheitsförderung im Kindesalter der Fokus nicht nur auf die individuelle Gesundheit, sondern auch auf die Stärkung der Familien und weiteren Lebenswelten gelegt werden soll. Auch das Gesundheitssystem selbst beeinflusst die gesundheitliche Chancengleichheit. Der Zugang gewisser Gruppen der Migrationsbevölkerung zu gesundheitsfördernden Angeboten ist teilweise ungenügend, das Angebot gesundheitlicher Untersuchungen im schulischen Kontext wirkt – wo vorhanden – ausgleichend. In Bezug auf die Erreichbarkeit vulnerabler Personen mit reduzierten gesundheitlichen Chancen gilt es innovative Ansätze zu entwickeln und zu verbreiten.

Der Gesundheitszustand von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann aufgrund der unvollständigen und heterogenen Datenlage nicht ganzheitlich erfasst werden. So sind Daten zum Mass des Einflusses struktureller und verhaltensbezogener Einflussfaktoren, zu den Entwicklungsschritten beim Aufwachsen oder zum Vorliegen von Behinderungen nur äusserst begrenzt vorhanden.

Obwohl in den letzten Jahrzehnten kinder- und jugendpolitische Anliegen – u.a. die Ratifikation des UN-Übereinkommens über die Rechte des Kindes (1997), die Verabschiedung der Strategie für eine schweizerische Kinder- und Jugendpolitik (2008), die Einführung des Kinder- und Jugendförderungsgesetzes, (2013) sowie die Schaffung eines Kindes- und Erwachsenenschutzgesetzes (2013) – in der Schweiz verstärkt vorangetrieben wurde, fehlt eine Gesundheitsstrategie für Kinder und Jugendliche. Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat jedoch in der neuen gesundheitspolitischen Strategie des Bundesrates 2020–2030 einen besonderen Stellenwert.



Handlungsoptionen als themenverbindende Empfehlungen

Die im Rahmen des Berichts vorgeschlagenen Handlungsoptionen zeigen auf, in welche Massnahmen zur Erzielung einer möglichst grossen Wirkung zukünftig investiert werden soll.

  • Stärkung des multilateralen Ansatzes
    Ein multisektorieller Ansatz ist insbesondere bei Kindern und Jugendlichen enorm wichtig. Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist an die Lebenswelten der Kinder gekoppelt. Viele Gesundheitsförderungs- und Präventionsprojekte werden im schulischen Kontext durchgeführt, da in diesem Setting praktisch alle Kinder erreicht werden können. Kinderfreundliche Lebensräume fördern die Bewegung von Kinder und Jugendlichen.

  • Stärkung des salutogenen Ansatzes
    Die Stärkung des salutogenen Ansatzes birgt über die gesamte Behandlungskette hinweg ein grosses Potenzial, insbesondere dann, wenn die Grenzen zwischen der somatischen und psychiatrischen Versorgung durchlässig werden. In der somatischen Versorgung liegt Potenzial für die Prävention von psychischen Störungen und umgekehrt.

  • Stärkung der systemischen Sichtweise und Setting-übergreifende Ansätze
    Die Gesundheitskompetenzen von Kindern und Jugendlichen sind stark von den Gesundheitskompetenzen, den gesundheitsförderlichen Gewohnheiten und den Möglichkeiten ihrer Bezugspersonen abhängig. Auch in der Gesundheitsprävention für Kinder und Jugendliche lässt sich feststellen, dass Setting-übergreifende Ansätze, die das Umfeld der Kinder und Jugendlichen wie auch die strukturellen Gegebenheiten einbeziehen, am wirksamsten sind.

  • Stärkung der Chancengleichheit
    Die Bedeutung der Chancengleichheit wird mit Blick auf eine zunehmend diverse Gesellschaft noch wesentlicher. Ein tiefer sozioökonomischer Status, Gender, Migration, sexuelle Orientierung und Genderidentität können zu einer sozialen Benachteiligung führen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Intersektionaliät – der Gleichzeitigkeit von Faktoren. Um die Chancengleichheit zu erhöhen ist die Frage der Erreichbarkeit bei Gesundheitsförderungs- und Präventionsmassnahmen von besonderer Bedeutung.



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