Public Health Schweiz: Manifest Kinder und Jugendgesundheit

Unterschiedlicher Zugang zu Gesundheitsvorsorge und Bildung während der frühen Kindheit führt zu Ungleichheit in Fähigkeiten, Leistungen, Gesundheit und hat Folgen für das spätere Leben. Gute gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen für Kinder und Jugendliche sind zentral und darin liegen grosse Chancen für die Gesundheit der ganzen Bevölkerung. An der Swiss Public Health Conference 2019 wurde diesen Zusammenhängen nachgegangen und der Stand der Entwicklungen in der Schweiz diskutiert. Daraus entstanden ist das Manifest Kinder und Jugendgesundheit, welches sich mit klaren Forderungen an die Politik und die Behörden auf der nationalen, kantonalen und kommunalen Ebene richtet. Weiter sollen mit dem Manifest Fachorganisationen im Bereich Kinder und Jugendliche sowie Expertinnen und Experten in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention angesprochen werden.

Sechs zentrale Forderungen
Das Manifest Kinder und Jugendgesundheit wird von der Swiss School of Public Health+, der ZHAW Gesundheit und Public Health Schweiz getragen und vielen weiteren Akteuren unterstützt.

Insgesamt werden im Manifest sechs Forderungen zur Prävention und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter formuliert:

  1. Übergeordnete Strategie: Bund und Kantone müssen zusammen mit den grossen Städten und Gemeindeverbänden sowie weiteren wichtigen Stakeholdern und Experten eine Strategie für die Kinder- und Jugendgesundheit erarbeiten. Diese soll Ziele und Massnahmen über den ganzen Zeitraum der Kindheit und Jugend erfassen. Besonders zu berücksichtigen sind entwicklungskritische Übergänge zwischen diesen Lebensphasen. Teil der Strategie muss zudem die Erhebung national repräsentativer Daten zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sein.
  2. Massnahmen in der frühen Kindheit: Die ersten Lebensjahre sind für die gesamte weitere Entwicklung von zentraler Bedeutung. Massnahmen zum Schutz und zur Förderung der Gesundheit ab der frühen Kindheit müssen deshalb verstärkt werden. Die familienzentrierte Vernetzung und Koordination der Gesundheits-, Sozial- und Bildungsinstitutionen im Frühbereich ist aktiv zu fördern.
  3. Gesundheitsförderung in der Schule und in der Freizeit: Die Schulen sind neben der Familie ein sehr prägender Lebensraum für die Entwicklung gesundheitsrelevanter Haltungen und Gewohnheiten. Die Kantone müssen die Schulen zusammen mit dem Bund darin unterstützen, diesen Lebensraum gesundheitsförderlich zu gestalten.
  4. Unterstützung für Jugendliche: In der Adoleszenz findet ein tiefgreifender Wandlungs- und Reifungsprozess statt. Um Risiken vorzubeugen, braucht es Verständnis für die besonderen Entwicklungsbedingungen der Jugendlichen. Grundlage bilden entsprechende Weiterbildungen. Kantone und Gemeinden haben dafür zu sorgen, dass alle Jugendlichen Zugang zu niederschwelliger und jugendgerechter Beratung haben.
  5. Förderung psychischer Gesundheit: Viele psychische Störungen und Auffälligkeiten treten erstmals in der Kindheit und Jugend auf. Doch werden sie oft erst mit grosser Verzögerung korrekt erkannt. Es mangelt an diagnostischen und therapeutischen Fachkräften. Die Kantone müssen die Voraussetzungen schaffen, um die psychische Gesundheit im Frühbereich und in der Schule zu fördern. Bund und Kantone müssen die deutlich ungenügende Versorgungslage von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen verbessern.
  6. Förderung an der Basis: Ein wesentlicher Teil des Lebens von Kindern und Jugendlichen spielt sich in der Gemeinde ab. Jedoch fehlen in manchen kleineren Städten und Gemeinden eine politisch systematische Verankerung von Gesundheitsförderung und Prävention sowie wichtige Versorgungsstrukturen. Diese Versorgungslücken im Bereich Kinder- und Jugendgesundheit sowie Beratung müssen geschlossen werden.

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