Fortschrittsbarometer: Vereinbarkeit und Gleichberechtigung als wichtigste Dimensionen

Zur Erstellung des Fortschrittbarometers befragte das Institut gfs.bern im Auftrag der Credit Suisse über 3000 Stimmberechtigte, ob sie eine gewisse wirtschaftliche, politische oder gesellschaftliche Entwicklung eher bremsen oder beschleunigen möchten auf einer Skala von -100 (sehr stark bremsen wollen) bis +100 (sehr stark beschleunigen wollen) Punkten. Insgesamt begrüsst die Schweizer Bevölkerung weitere Fortschritte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Bei genauerer Betrachtung zeigen sich bei der Fortschrittsbereitschaft der Bevölkerung jedoch zentrale Differenzen nach Sprachregion, Geschlecht, Bildungsstand und weiteren Faktoren. Am Beispiel der familienergänzenden Kinderbetreuung zeigt sich dies deutlich. Die Umfrage-Teilnehmenden wurden gefragt, ob sie sich Fortschritte beim Ausbau der öffentlichen und privaten Angebote zur Kinder- und Tagesbetreuung wünschen.

Sprachregionale Differenzen

Bei keinem anderen Thema der gesamten Umfrage sind die sprachregionalen Differenzen so gross wie beim Thema familienergänzende Kinderbetreuung, bei dem die WestschweizerInnen (+56 Punkte) ein fast doppelt so grosses Fortschrittsbedürfnis zeigen wie die DeutschschweizerInnen (+30 Punkte), wobei der positive Wert zeigt, dass sich auch die Menschen in der Deutschschweiz bei der familienergänzenden Kinderbetreuung klare Fortschritte wünschen. Die Befragten der italienischsprachigen Schweiz möchten die Entwicklungen im Bereich Kinderbetreuung hingegen eher bremsen (-26 Punkte) (vgl. S. 28 des Berichts).

Unterschiede nach Bildungsabschluss

Auch die Differenzierung nach dem Bildungsstand bringt deutliche Unterschiede zum Ausdruck: Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe (Universität, Fachhochschule) wünschen sich rasche Fortschritte beim Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten (+42 Punkte). Bei Personen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe ist das etwas weniger ausgeprägt der Fall (+26 Punkte). Befragte Personen, bei denen die Beendigung der obligatorischen Schulzeit der höchste Bildungsabschluss ist, haben kaum Bedarf nach schnellem Fortschritt im Bereich der Betreuungsstrukturen (+5 Punkte) (vgl. S. 30 des Berichts).

Unterschiede nach politischer Orientierung

Die Umfrage zielte auch darauf ab, die Fortschrittseinstellung zu den einzelnen Themen nach der individuell empfundenen politischen Orientierung der Befragten zu kategorisieren. Beim Thema familienergänzende Kinderbetreuung zeigt sich: Personen, die sich der SP (+66 Punkte) oder der FDP (+47 Punkte) nahe fühlen, sehen eindeutigen Fortschrittsbedarf beim Ausbau von Strukturen der familienergänzenden Kinderbetreuung. Bei Personen, die sich am ehesten mit der CVP-Politik identifizieren, ist dies weniger der Fall (+21 Punkte). Diejenigen Befragten, die sich der SVP nahe fühlen, wollen beim Thema Betreuungsangebot nicht vorwärts, sondern lieber einen kleinen Schritt zurück machen (-3 Punkte).

Differenzierung nach Alter und Geschlecht

Wenig überraschend wünschen sich Personen zwischen 18 und 39 Jahren am dringendsten Fortschritt im Bereich familienergänzende Kinderbetreuung in der Schweiz (+45 Punkte). Auch die älteren Generationen wünschen sich aber Fortschritt in dem Bereich (40 bis 64-Jährige: +34 Punkte, 65 Jahre und älter: +21 Punkte). Auch bei den Geschlechtern zeigen sich Unterschiede: Für Frauen ist der Ausbau von Betreuungsangeboten offenbar dringender (+42 Punkte) als für Männer (+25 Punkte).

Es zeigt sich insgesamt klar, dass die befragten Stimmberechtigten im Bereich der familienergänzenden Kinderbetreuungsangebote Fortschritte sehen wollen – wie dringend dieser Fortschrittsbedarf ist, unterscheidet sich jedoch nach Region, Bildungsniveau, politischer Orientierung und weiteren persönlichen Merkmalen. Insgesamt zeigt die Umfrage auch, dass der Wunsch nach dem Ausbau von Betreuungsangeboten mit dem Bedürfnis zusammenhängt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern und mehr Fortschritt in der Gleichberechtigung von Mann und Frau zu erreichen.

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