Praxisbeispiel: Rauchfreie Luft - gesunde Kinder!

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Knapp 10% der täglich rauchenden Personen in der Schweiz setzen Kinder und Jugendliche in ihrer Wohnung dem Passivrauch aus. Insbesondere in bildungsfernen Familien und in Familien mit Migrationshintergrund wird häufig in Anwesenheit von Kindern in der Wohnung geraucht.

Eltern sind eher bereit, ihr Rauchverhalten zu ändern, wenn es um die Gesundheit ihrer Kinder geht. Diese Motivation ist die ideale Ausgangslage, um mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Da Gesundheitsbotschaften von Gesundheitsfachpersonen besser akzeptiert werden, richtet sich das Projekt «Rauchfreie Luft – gesunde Kinder!» mittels eines «Train the Trainer»-Konzepts in erster Linie an diese Zielgruppe. Gesundheitsfachpersonen sollen darin geschult werden, Eltern in Kurzinterventionen auf ihr Rauchverhalten anzusprechen.


Analyse bestätigt Bedarf

Das Projekt wurde 2012 mit einer Bedarfsanalyse bei Gesundheitsfachpersonen gestartet. An der Analyse haben sich Pflegefachpersonen, Hebammen, Stillberaterinnen sowie Mütter- und Väterberatende beteiligt. Gemäss diesen Gesundheitsfachpersonen ist der Passivrauchschutz von Kindern ein wichtiges Thema in ihrer täglichen Arbeit, es sei aber oft schwierig, diese Thematik bei den Eltern anzusprechen. Eine Schulung, in welcher den Gesundheitsfachpersonen tiefere Kenntnisse zum Passivrauchen sowie zur Gesprächsführung vermittelt werden, beurteilten die befragten Schlüsselpersonen deshalb als zielführend.


Schulung mit Schneeballeffekt

Auf der Basis dieser Erkenntnisse hat die Stiftung Berner Gesundheit im Auftrag der Lungenliga Schweiz ein Schulungskonzept zur Ausbildung von Gesundheitsfachpersonen erarbeitet. Nach Erstellung des Konzepts hat die Lungenliga die Schlüsselpersonen zu zweitägigen Schulungen eingeladen. Im November 2013 konnten an zwei Schulungen insgesamt 13 Gesundheitsfachpersonen zu Kursleitenden ausgebildet werden. Diese erhielten für die Jahre 2014/15 den Auftrag, ihre Berufskolleginnen und -kollegen in den Gesundheitsinstitutionen ihrer Region zu Mul-tiplikatorinnen und Multiplikatoren auszubilden. Diese sollen dazu befähigt werden, Eltern über den Passivrauchschutz ihrer Kinder zu informieren und ihr Rauchverhalten in der Wohnung entsprechend zu ändern. Bislang sind in über 20 Kursen in den Kantonen AG, BL, BE, SO, SG, TG, ZG und ZH über 200 Gesundheitsfachpersonen geschult worden. Zudem wurde Infomaterial für die Eltern in 9 Sprachen erarbeitet.


Positive Evaluationen

Die Evaluation der Kurse hat ergeben, dass die Kursinhalte wesentlich zur Sicherheit im Ansprechen von Eltern zum Passivrauchschutz ihrer Kinder beigetragen haben. In den kommenden Monaten werden weitere Kurse durchgeführt. Zeitgleich werden auch die Qualität sowie die Quantität der mit den Eltern durchgeführten Kurzinterventionen erhoben. Zwei Evaluationsworkshops sollen weiter Aufschluss über die Qualität und die Anwendbarkeit des Schulungskonzepts geben. Schon jetzt ist klar, dass bei der Schulung je nach Bereich bestimmte Anpassungen erforderlich sind. Abschliessend soll auch die Wirkung der Kurzinterventionen bei den Eltern erhoben werden.


Finanzierung durch Tabakpräventionsfonds

Das Projekt wird vom Tabakpräventionsfonds finanziert und läuft bis April 2016. Eine Fortsetzung ist vorgesehen, sie hängt jedoch massgeblich von den finanziellen Ressourcen des Tabakpräventionsfonds ab. Geplant sind die Implementierung des Projekts in der französischen und wenn möglich in der italienischen Schweiz sowie weitere Innovationen im Hinblick auf das Schulungskonzept und die Hauptzielgruppe.

Quelle: Spectra Prävention und Gesundheitsförderung