Anstossfinanzierung: Schweizer Familien verzichten unfreiwillig auf externe Kinderbetreuung

Der Bericht "Evaluation Anstossfinanzierung – Entspricht das bestehende Angebot an familienergänzender Kinderbetreuung der Nachfrage" wurde von Forschenden von Interface und der Universität St. Gallen im Auftrag des Bundes erstellt. Er zeigt auf, dass es in der Schweiz gut 60'000 Krippenplätze gibt, obwohl die Datenlage lückenhaft ist. Das Fazit des Berichts lautet, dass der Aufbau von Krippenplätzen in den meisten Regionen mehr oder weniger abgeschlossen sei. Entscheidend sei nun vor allem, wie viel die Eltern für einen Platz bezahlen müssen.

Um herauszufinden, ob es tatsächlich genug Plätze gibt, wurden für den Bericht Eltern aus 30 Schweizer Gemeinden befragt. Dabei kam heraus, dass sich jede fünfte Familie mit Kindern im Vorschulalter mehr externe Kinderbetreuung wünscht. Auf die Nachfrage, warum sie darauf verzichten, gaben 10% der Familien das Fehlen von Betreuungsplätzen an. Die zu hohen Preise oder der Mangel an subventionierten Betreuungsplätzen nannten hingegen fast jede zweite Familie als Grund, weshalb sie auf familienergänzende Kinderbetreuung verzichten.

In der Deutschschweiz beteiligen sich die meisten Kantone zu etwa einem Drittel an den Kosten von Kinderbetreuungsplätzen. Im Vergleich mit der Westschweiz sowie mit den Nachbarländern Frankreich oder Deutschland, ist dies wenig. Seit Juli unterstützt der Bund mit einem Fördertopf von 96 Millionen Franken die Kantone, um die Betreuungskosten für Familien zu senken. Da aber z.B. im Kanton Zürich die Gemeinden für ein bedarfsgerechtes Angebot an familienergänzender Betreuung verantwortlich sind und der Kanton deshalb nicht mitzieht, besteht das Kostenproblem der Familien weiterhin.

Im Kanton Waadt hingegen finanzieren die Arbeitgeber Kinderbetreuungsplätze über einen Fonds mit. In Zeiten des Fachkräftemangels profitieren Firmen davon, wenn mehr Mütter arbeiten. Trotzdem sieht der Schweizerische Arbeitgeberverband die Finanzierungsverantwortung beim Bund. Um Druck auszuüben, trifft sich der Arbeitgeberverband im November mit VertreterInnen aller grossen politischen Parteien (die Zusage der SVP steht noch aus). Ziel ist es, eine breite Allianz zu schmieden, um die Finanzierung von Krippenplätzen für Eltern zu erleichtern und den Ausbau von Tagesschulen zu fördern.

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