Fokuspublikation "Armutsprävention": Erster und zweiter Baustein für eine gelingende Elternzusammenarbeit

Dass auch armutsbetroffene oder -gefährdete Familien Angebote der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) in Anspruch nehmen können, ist zentral: sowohl für die Entlastung der Familien, als auch für die Chancengerechtigkeit betroffener Kinder für ihren späteren Bildungs- und Lebensverlauf.

Bausteine 1 und 2: Zugänge aktiv eröffnen und in die frühe Kindheit investieren

Faktisch sind armutsbetroffene Familien mit FBBE-Angeboten schwierig zu erreichen. Probleme können z.B. hohe administrative oder finanzielle Zugangshürden bei Betreuungsangeboten sein. Auch ein generelles Gefühl der Exklusion sowie negative Erfahrungen mit Behörden können dazu führen, dass Eltern z.B. Unterstützungsleistungen wie die Mütter- und Väterberatung nicht in Anspruch nehmen. Daher müssen bestehende finanzielle, kulturelle und räumliche Eintrittshürden dieser Familien zu FBBE-Angeboten abgebaut werden.

Es muss der Kontakt zu betroffenen Eltern aktiv gesucht und hergestellt werden: Die Akzeptanz, neue Angebote auszuprobieren oder Beratung anzunehmen ist bei den Familien grösser, wenn sie über Schlüsselpersonen vermittelt werden, die eine vertrauensvolle Beziehung zur Familie haben. Dies können Leute aus den bekannten Lebensumwelten der Familien sein – z.B. Nachbarn, Bekannte aus einer religiösen Institution oder einem Kulturverein – oder Fachpersonen wie Hebammen oder Kinderärzte.

Zentral ist dabei auch, dass Fachpersonen bzw. Angebote nicht passiv abwarten, bis betroffene Eltern zu ihnen kommen, sondern diese in aufsuchender Arbeit kontaktieren. In der Praxis hat sich dabei bewährt, dass Fachpersonen Orte aufsuchen, wo sich Eltern in ihrem Tagesablauf sowieso aufhalten, z.B. Spielplätze und sonstige soziale Räume, oder den Kontakt über lokale Strukturen wie z.B. Kinderarztpraxen herstellen.

Möglichst vielen Familien den Zugang zu FBBE-Angeboten zu ermöglichen bedeutet schliesslich auch, finanziell zu investieren: Einerseits in konkrete Projekte, z.B. für die Zusammenarbeit mit Schlüsselpersonen, andererseits in Bildungs- und Betreuungsangebote, damit die Kosten der Eltern sinken. Hier ist die öffentliche Hand gefordert, Investitionen zu tätigen, die mittel- und langfristig auch zur Armutsprävention und zur Verhinderung sozialer Folgekosten beitragen.

Handreichung zum Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung

Die Fokuspublikation "Armutsprävention" ist eine Handreichung zum Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in der Schweiz. Sie entstand im Rahmen des Nationalen Programms für die Prävention und Bekämpfung von Armut in einem partizipativen Prozess, an dem Fachpersonen aus den Bereichen frühe Kindheit, Armutsprävention und Elternarbeit beteiligt waren.

Die Grundüberlegung der Fokuspublikation ist, dass die Zusammenarbeit von Eltern junger Kinder und Fachpersonen in den unterschiedlichsten Kontexten (Kita, Spielgruppe, Arztpraxis, Quartiertreff, etc.) genutzt werden sollte, um gemeinsam Bedingungen für das Aufwachsen junger Kinder zu gestalten, die sich positiv auf deren Zukunftsperspektiven und insbesondere auf die Prävention von Armut auswirken.

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