Praxisbeispiel: Aufbau des Frühförderprogramms "Parents as Teachers" (PAT) im Kanton Tessin

"PAT – Mit Eltern lernen" ist ein evidenzbasiertes Elternbildungs- und Frühförderprogramm, das in den USA und Deutschland bereits seit Jahren umgesetzt wird. Auch der Kanton Zürich setzt das Programm seit mehreren Jahren im Rahmen von "ZEPPELIN – Familien startklar" um. PAT richtet sich an mehrfach psychosozial belastete Familien mit Kindern bis zum Alter von drei Jahren. Die Familien werden während 24 bis 36 Monaten durch zertifizierte Elterntrainerinnen betreut, z.B. im Rahmen von Hausbesuchen.

Positive Bilanz: PAT-Verfahren zur Identifikation und Begleitung von Familien funktioniert

Die Autorinnen des Evaluationsberichts der APG ziehen insgesamt ein positives Fazit zum bisherigen Aufbauprozess von PAT im Tessin: Das etablierte Verfahren zur Identifikation vulnerabler Familien, die Information an diese Familien und die Abklärungen durch die Elterntrainerinnen laufen gut. Das standardisierte Verfahren zur Identifikation und Begleitung der Familien bringt den Fachpersonen eine Sicherheit in ihrer Arbeit und lässt gleichzeitig genügend Freiraum, um auf individuelle Bedürfnisse der Familien einzugehen. Der Aufbau des PAT im Tessin profitierte zudem davon, dass ins Programm involvierten Mütter- und Väterberaterinnen sowie freischaffende Hebammen in ihrer Region sehr gut vernetzt sind.

Des Weiteren kommen die Autorinnen des Berichts zum Schluss, dass es für den Projekterfolg wichtig ist, dass eine genügende Finanzierung seitens des Kantons sichergestellt ist. Dank finanzieller Unterstützung des Kantons Tessin konnte sich der Aufbau von PAT dort von Beginn an auf die operative Umsetzung konzentrieren. Da die Gemeinden im Tessin keine Kosten mittragen, können Familien ortsungebunden und ohne zusätzliche finanzielle Hürden ins Programm aufgenommen werden.

Herausforderungen: Einbindung weiterer Berufsgruppen

Bei den im Tessiner PAT-Programm tätigen Fachpersonen zur Begleitung von Familien handelt es sich bisher v.a. um Mütter- und Väterberaterinnen sowie freischaffende Hebammen. Im Evaluationsbericht wird empfohlen, auf bestehende Vernetzung verschiedener Fachgruppen mit Schnittstellen zum Frühbereich zurückzugreifen und so weitere Berufsgruppen in das Projekt zu integrieren. Für den Aufbauprozess des Projekts wurde zudem eine Begleitgruppe zusammengesetzt, bei der es bisher nicht gelungen ist, neben Vertretenden der Mütter- und Väterberatung bzw. Spitex weitere Berufsgruppen (z.B. Gynäkologen, Kindeärzte, Hebammen) einzubeziehen.

Eine praktische Herausforderung für die Umsetzung des Projekts war schliesslich, dass die Materialien zu PAT anfangs nur auf Deutsch zur Verfügung standen und die Übersetzungsarbeiten einen wesentlichen Aufwand bedeuteten. Es wird daher auch als wichtige Voraussetzung der Übertragung von PAT in andere nicht deutschsprachige Regionen, namentlich in die Romandie, gesehen, dass die PAT-Materialien von Beginn an auf Französisch zur Verfügung stehen.

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