Armut: Ungleiche Gesundheitschancen ab der Geburt

Der familiäre Hintergrund sowie die genetische Veranlagung spielen eine Rolle für die kognitive Entwicklung im Kindesalter. Untersuchungen zeigen aber, dass insbesondere das Ausmass an kognitiver Stimulation entscheidend für die kognitive Entwicklung ist. Dazu gehört die Förderung der geistigen Entwicklung durch abwechslungsreiche anregende Aktivitäten. Die Auswirkungen einer solchen Stimulation sind langfristig: Die kindliche Entwicklung wird massgebend davon beeinflusst und äussert sich auch im Erwachsenenalter noch dadurch, wie gut ein Mensch z.B. seine Gesundheit erhalten kann.

Familien, die von Armut betroffen sind, sind in deren Handlungsmöglichkeiten nicht nur finanziell eingeschränkt. Oft gehen nämlich finanzielle Schwierigkeiten auch mit emotionalem Stress einher. Als Folge haben Eltern, die von Armut betroffen sind, oft nicht die Ressourcen, um die kognitive Entwicklung ihrer Kinder angemessen zu unterstützen und zu begleiten. Wenn diese frühe Förderung der kognitiven Fähigkeiten aber fehlt oder zu kurz kommt, können z.B. der soziale Status oder die Armut der Eltern langfristig auf die Kinder übertragen werden. Ein neuer Bericht von Forschenden der Berner Fachhochschule zeigt, dass Kinder, die in Armut aufwachsen, ein höheres Risiko für finanzielle Schwierigkeiten, depressive Erkrankungen oder eine allgemeine schlechte Gesundheit haben.

Um die gesundheitliche Chancengleichheit zu verbessern, muss bereits in der frühen Kindheit angesetzt werden. Es braucht aufsuchende Angebote, die sich an von Armut bedrohte Gesellschaftsgruppen richten und insbesondere auch Kinder und deren Bedürfnisse ansprechen. Beispiele hierfür sind z.B. mobile Einheiten im Kanton Waadt, die schwangere Frauen in Asylunterkünften aufsuchen und bedürfnisgerecht betreuen. Zudem kann nur eine Gesamtpolitik, die Bildungs-, Sozial-, Wirtschafts- und Migrationspolitik zusammen denkt, die sozial bedingte Ungleichheit der Gesundheitschancen verringern und so Kinder vor Chancenungleichheiten bewahrt.

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