Tagung von pro enfance: Bestandesaufnahme zur familienergänzenden Kinderbetreuung in der Romandie

Rund 100 Teilnehmende versammelten sich am 3. November 2017 in Yverdon-les-Bains zur Tagung, die sich insbesondere an Fachpersonen aus dem Bereich der familien- und schulergänzenden Betreuung richtete.

Nach der Eröffnung der Tagung durch die Präsidentin von pro enfance, Francine Koch, richtete die Waadtländer Regierungspräsidentin Nuria Gorrite ein Grusswort an die Teilnehmenden. Sie steht im Kanton Waadt dem Departement für Infrastruktur und Human Resources vor, welches für die familienergänzende Kinderbetreuung zuständig ist.

Nuria Gorrite erwähnte zwei Meilensteine ihres Kantons auf dem Weg zu einer besseren Unterstützung der familienergänzenden Betreuung: Erstens das kantonale Gesetz zur familienergänzenden Kinderbetreuung (Loi sur l’accueil de jour des enfants – LAJE) aus dem Jahr 2006, das die Förderung einer qualitativ hochstehenden familienergänzenden Kinderbetreuung begründet und auf dem die partnerschaftliche Unterstützung der familienergänzenden Kinderbetreuung durch die öffentliche Hand, die Wirtschaft und Familien beruht. Zweitens die Revision dieses Gesetzes (LAJE), welche nun 2018 in Kraft tritt und auch die Organisation der schulergänzenden Betreuung (accueil parascolaire) präzisiert.

Im Verlauf des ersten Teils der Tagung wurden sodann mit Referaten von Persönlichkeiten aus Politik, Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Organisationen Inputs und Informationen geliefert zu aktuellen Projekten und Angeboten aus dem Bereich der Kinderbetreuung und frühen Förderung.

Claudia Hametner, stellvertretende Direktorin des Schweizerischen Gemeindeverbands SGV, stellte das Projekt „Gemeinden als strategische Plattform und Netzwerker der Frühen Förderung“ vor, welches der SGV im Rahmen des Nationalen Armutsprogramms lancierte und bei dem kleine und mittlere Gemeinden zu ihren Kenntnissen und Bedürfnissen im Hinblick auf frühe Förderung befragt wurden. In vielen Gemeinden gibt es zwar vereinzelte Initiativen und Aktivitäten im Bereich frühe Förderung; eingebettet in eine Gesamtstrategie sind diese jedoch selten. Das SGV-Projekt will Gemeinden Unterstützung bieten bei der Erarbeitung von Konzepten und Strategien zur frühen Förderung.

Sami Kanaan, Genfer Stadtrat und Präsident der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ), präsentierte die Arbeit der EKKJ. In der EKKJ setzen sich seit fast vierzig Jahren Fachexperten aus dem Kinder- und Jugendbereich ein und beraten den Bundesrat in kinder- und jugendpolitischen Fragen.

Veronika Neruda, Fachbereichsleiterin Familie und Gesellschaft der SODK, präsentierte die Perspektive der SODK zum Thema frühe Förderung, das bereits an der letzten SODK-Jahresversammlung im Frühjahr 2017 von den kantonalen Sozialdirektorinnen und -direktoren thematisiert wurde und ein Schwerpunkt der SODK ist. Die frühe Förderung soll auf interkantonaler Ebene, in Zusammenarbeit mit der Erziehungsdirektoren- (EDK) und der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) als Querschnittsaufgabe etabliert werden, so Neruda.

Evelyne Lehmann (Kanton Bern) und Denis Cuttat (Kanton Jura) präsentierten eine Bestandesaufnahme der technischen Kommission der lateinischen Konferenz für Jugendschutz und -förderung. Daraus sollen Empfehlungen zur Qualität der ausserfamiliären Kinderbetreuung entstehen. Die Empfehlungen orientieren sich dabei an den kibesuisse-Richtlinien zur Betreuung von Kindern in Kindertagesstätten.

Zum Abschluss des ersten Teils debattierten die Referentinnen und Referenten im Rahmen eines runden Tischs das Thema einer kohärenten und nachhaltigen Politik der frühen Kindheit und Kinderbetreuung. Im zweiten Teil der Tagung wurde in Gruppen-Workshops am Ziel eines Grundlagentexts für pro enfance gearbeitet. In einem partizipativen Prozess soll eine gemeinsame Botschaft und ein gemeinsames Argumentarium für eine Politik der frühen Kindheit und Kinderbetreuung erarbeitet werden.

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