Impressionen Lancierungsanlass "Ästhetische Bildung & Kulturelle Teilhabe – von Anfang an!"

"Partizipation und die Entwicklung gemeinsamer Gestaltungskompetenzen als Fundament gesellschaftlicher Aufgaben"

Alena Nawrotzki vom Migros Museum für Gegenwartskunst Zürich und Jessica Schnelle vom Migros Genossenschaftsbund eröffneten die Veranstaltung mit dem Hinweis darauf, wie wichtig Partizipation und die Entwicklung gemeinsamer Gestaltungskompetenzen für die Gesellschaft ist und dass kreative Kompetenzen nicht nur bei Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen zu fördern seien, damit Ko-Konstruktive Partnerschaften möglich sind.

"Kreativität und Freude am Gestalten müssen wir Kindern nicht ‚beibringen‘ – wir können sie ihnen allenfalls austreiben."

Mit diesem Zitat von Heyl/Schäfer (2016) begrüsste Karin Kraus, Studienleiterin CAS Kulturelle Bildung im Elementarbereich und Autorin der Fokuspublikation, die Teilnehmenden des Lancierungsanlasses. Sie machte damit gleich zu Beginn darauf aufmerksam, dass Kinder vor allem Expressionsfreiheit – und das von Anfang an – brauchen. Prozess vs. Produkt, Zeit und Freiräume, Wertschätzung und Würdigung – diese Aspekte stehen in der Kreativitätsentfaltung von kleinen Kindern im Vordergrund.

"Kleinkindliches Spiel und künstlerische Betätigung sind nicht voneinander zu trennen"

Im Anschluss stellte Patricia Buser, Geschäftsführerin des NKS, die neue Fokuspublikation in den Kontext des Orientierungsrahmens und des Appells für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung. Erwachsene sind demgemäss für die Gestaltung einer anregungsreichen Lernumgebung verantwortlich, in der individuelle Interessen der Kinder berücksichtigt werden.

"Kreativität als Kernkompetenz der Zukunft"

Eine solche anregungsreiche Lernumgebung stellt beispielsweise das Kunsthaus Zürich dar, das frühkindliche Kunstpädagogik im Museum anbietet, wie Barbara Brandt in ihrem Erfahrungsbericht erläuterte. Im Jahr 2007 sagte das Kunsthaus Zürich "Ja" zur frühkindlichen Kunstpädagogik. Seither besuchen Eltern-Kind-Gruppen, Kitas und Spielgruppen das altersgerechte Angebot im Museum, das sowohl integrativ als auch sprachbildend wirkt. Auch Fortbildungen für Kita-Pesronal, Lehrpersonen und Spielgruppenleitende werden angeboten. Frühkindliche Kunstpädagogik ermöglicht es den Jüngsten, auf Du mit dem Museum, Kunst und Kultur zu gehen, sinnliche Kunsterfahrungen zu erleben und vielfältige Kompetenzen zu fördern. Auch Eltern schätzen die Inputs zu Kunst und nutzen diese für einen kreativen Alltag zu Hause.

Prima KITA – Licht und Schatten

Auch im zweiten Erfahrungsbericht wurde eine anregungsreiche Lernumgebung vorgestellt: Ilona Andràskay (Kinderhaus Artergut Zürich), Andreas Bächli (freier Theaterschaffender) und Nina Knecht (Verein Prima) präsentierten das Fortsetzungsprojekt von PRIMA in der KiTa Artergut. Der Verein PRIMA hat zum Ziel, Kindern unter 4 Jahren die Zugänglichkeit zu und die Teilhabe an Theaterkunst zu ermöglichen. Er fokussiert dabei auf den Einbezug von Erziehenden, Kunstschaffenden und Eltern, die mit den Kindern gemeinsam erforschen und entdecken, Kreatives schaffen und mit allen Sinnen erleben.

Podiumsdiskussion: "Gemeinsame Handlungsspielräume für eine qualitativ gute Kreativitätsförderung ab der frühen Kindheit statt"

Neben Diskussions- und Austauschrunden und aktivem Networking mit Marktständen zu bestehenden Angeboten im Frühbereich fand eine Podiumsdiskussion zum Thema "Gemeinsame Handlungsspielräume für eine qualitativ gute Kreativitätsförderung ab der frühen Kindheit" statt. Es diskutierten:

  • Carolin Fedier (Amt für Kultur, Erziehungsdirektion des Kantons Bern)
  • Roger Fehr (Kinderhaus Artergut)
  • Thomas Jaun (NKS & Curaviva hfk)
  • Stefan Koslowski (Bundesamt für Kultur)
  • Irena Müller-Brozovic (Kulturvermittlung Schweiz)
  • Jessica Schnelle (Direktion Kultur und Soziales, Migros-Kulturprozent)

Hervorzuheben ist unter anderem die Aussage, dass verschiedene Sparten, darunter die bildende Kunst, die Musik und das Theater, zusammenarbeiten müssen, um die Frühe Bildung in mehr Kitas zu integrieren. In Zusammenarbeit mit anderen Akteuren der Frühen Bildung können so für alle Kinder ideale Bedingungen geschaffen werden. Trotzdem dieser Kooperationen bleibt die gesellschaftspolitische Frage bestehen, ob Frühe Bildung zur öffentlichen Aufgabe gemacht werden will. In der Schweiz ist die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung nämlich weiterhin vor allem im privaten Bereich angesiedelt. Erst wenn deutlich mehr Finanzen in diesen Bereich fliessen und es möglich ist, gut ausgebildetes Personal zu beschäftigen und Qualitätsstandards durchzusetzen, wird es möglich sein, die Anliegen der Frühen Bildung umzusetzen und ihr Potential auszuschöpfen.

Das Schlusswort von Thomas Beck, dem Direktor der Hochschule der Künste Bern HKB, rundete den Anlass unter anderem mit den Worten ab, dass Bildung, Betreuung und Erziehung als Einheit zu betrachten sind.