Lancet Serie: Vernachlässigung im Kindesalter beeinträchtigt psychische Gesundheit

Rumänische Adoptivkinder, die weniger als sechs Monate im Heim verbracht hatten, waren psychisch ähnlich gesund wie die britische Vergleichsgruppe, die innerhalb von Grossbritannien adoptiert wurde. Anders war es mit solchen rumänischen Adoptivkindern, die mehr als sechs Monate in einer Einrichtung gelebt hatten. Soziale, emotionale und kognitive Probleme begleiteten sie ihr Leben lang.

Zum Beispiel zeigten sie autistische Züge, der soziale Umgang mit anderen fiel ihnen schwer, sie waren unaufmerksam oder überaktiv. Ausserdem erreichten sie ein schlechteres Bildungsniveau und waren häufiger arbeitslos. Diejenigen, die mehr als sechs Monate im Heim gelebt hatten, hatten als Kinder durchschnittlich einen IQ von weniger als 80, der sich jedoch im frühen Erwachsenenalter normalisierte. Das interpretierten die Forscher als verzögerte Entwicklung.

Trotzdem hatte aber eines von fünf längerfristig im Heim untergebrachten Kindern keinerlei psychische Probleme. An dieser Stelle wollen die Forscher in Zukunft anknüpfen um mehr darüber zu erfahren, warum einige der Kinder trotz extremer Vernachlässigung keine Spätfolgen zeigen. Da die Kinder mit unterschiedlichem Alter ins Heim kamen und für eine unterschiedlich lange Zeit dort lebten, konnten die Forscher in ihrer Analyse nicht feststellen, ob es ein Zeitfenster in der Entwicklung gibt, in dem Kinder besonders sensibel auf Vernachlässigung reagieren.

Mit den Erhebungen im Rahmen der Studie "Child-to-adult neurodevelopmental and mental health trajectories after early life deprivation" wurde kurz nach dem Fall des kommunistischen Regimes in den 1990er Jahren in Rumänien begonnen. Kinder in Heimen waren schlechten hygienischen Bedingungen, knappem Essen und wenig bis keiner sozialen oder kognitiven Stimulation ausgesetzt.

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